Rezension von Finca


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Hans im Glück bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Optisch gibt es an Finca nichts auszusetzen. Das Cover ist stilvoll gestaltet, ebenso das Spielbrett. Auch die Marker führen diesen Stil fort. Die Holzfrüchte sind ebenfalls gelungen und vermitteln ein besseres haptisches Erlebnis als Papp-Plättchen. Auch qualitativ gibt es nichts auszusetzen - die Marker sind stabil und sämtliches Material lässt sich relativ geordnet in der Packung unterbringen.

Die Regeln von Finca sind sehr überschaubar und in der Anleitung gut erklärt sowie mit Beispielen unterlegt. Insgesamt wieder ein sehr ordentlicher Gesamteindruck, den der Hans im Glück-Verlag hier abliefert.

Thema & Ziel des Spiels
Das Mallorca mehr als den Ballermann zu bieten hat, dürfte jedem klar sein, der sich etwas mit der Insel befasst hat. Und so hat Finca auch die Natur und den Anbau von Südfrüchten zum Thema, die die Spieler möglichst gewinnbringend an die einzelnen Gemeinden verkaufen müssen. Wer dadurch die meisten Siegpunkte sammeln kann, gewinnt am Ende das Spiel.

Spiel-Vorbereitungen
Der Spielplan wird in die Tischmitte gelegt. Die Windmühlenblätter werden gemischt und offen auf die vorgesehenen Felder des Spielplans gelegt. Die Früchteplättchen werden verdeckt gemischt und in 4er-Stapeln (von denen das oberste Plättchen aufgedeckt wird) auf die 10 Gemeinden gelegt - restliche Plättchen kommen aus dem Spiel. Weiterhin kommt in jede Gemeinde offen ein Fincaplättchen. Holzfincas (je nach Spielerzahl unterschiedlich viele) und Holzfrüchte kommen als Vorrat neben den Spielplan. Die 4 Bonusplättchen (aufsteigend sortiert) kommen ebenfalls neben den Spielplan.

Jeder Spieler erhält vier Aktionsplättchen und (je nach Spielerzahl unterschiedlich viele) Bauernfiguren in seiner Farbe. Zuletzt werden - je nach Spielerzahl unterschiedlich viele - Eselskarren in die Mitte des Windrand als Stapel gelegt.

Spielablauf
Der Startspieler setzt eine seiner Bauernfiguren auf ein beliebiges Windmühlenblatt und erhält die auf dem Blatt abgebildete Frucht. Dies geht reihum, bis alle Spieler ihre Bauernfiguren eingesetzt und dafür Früchte erhalten haben.

Das eigentliche Spiel geht reihum. Ist ein Spieler an der Reihe, führt er eine der folgenden 3 Aktionen durch:
  • Bauernfigur bewegen: Der Spieler wählt eine Bauernfigur und zieht sie um so viele Felder im Uhrzeigersinn weiter, wie insgesamt Figuren auf dem Windmühlenblatt stehen. Auf dem neuen Blatt angekommen, zählt der Spieler dort erneut die Anzahl der Figuren und nimmt sich genau so viele der abgebildeten Früchte, wie Figuren dort stehen. Überquert eine Figur eine der beiden Trennlinien, erhält der Spieler dafür einen Eselskarren aus der Mitte der Windmühle. Wann immer ein Spieler mangels Spielmaterial nicht die erforderliche Menge an Früchten oder Eselskarren nehmen kann, müssen alle Spieler diese Frucht/den Karren in den Vorrat legen - dann nimmt sich der Spieler die zustehenden Früchte/Karren.
  • Früchte ausliefern: Der Spieler darf sich beliebige offene Früchteplättchen aus den Gemeinden nehmen, wenn er dafür jeweils einen Eselskarren und die abgebildeten Früchte abgeben kann. Die Menge der abgegebenen Früchte darf allerdings 6 nicht überschreiten. Für ein Fragezeichensymbol kann eine beliebige Frucht einer Sorte abgegeben werden. In belieferten Gemeinden wird das nächste Fruchtplättchen aufgedeckt. Wird das letzte Fruchtplättchen einer Gemeinde genommen, zählen alle Spieler ihre gesammelten Früchte zusammen, der der Frucht auf dem Fincaplättchen entsprechen. Hat ein Spieler die Mehrheit erhält er das Fincaplättchen - bei Gleichstand kommt es in die Verpackung zurück. Zuletzt wird eine Holzfinca in diese gewertete Gemeinde gestellt.
  • Aktionsplättchen einsetzen: Jeder Spieler kann seine 4 Aktionsplättchen je einmal im Spiel einsetzen. Er kann dadurch entweder 2x im Windrad ziehen und Früchte sammeln, seine Bauernfigur beliebig auf dem Windrad versetzen, bis zu 10 Früchte ausliefern (statt 6) oder eine Frucht weniger als benötigt ausliefern.

Gelingt es einem Spieler Früchteplättchen mit den Werten 1 bis 7 zu sammeln, erhält dieser das oberste ausliegende Bonusplättchen.

Das Spiel endet, wenn die letzte Holzfinca auf das Spielbrett gestellt wurde. Die Spieler zählen nun ihre Punkte. Früchteplättchen zählen den aufgedruckten Wert, jedes Fincaplättchen 5 Punkte, jedes nicht eingesetzte Aktionsplättchen 2 Punkte und die Bonusplättchen ebenfalls den aufgedruckten Wert. Es gewinnt der Spieler mit der höchsten Punktzahl.

Fazit
Das Fazit in einem Satz: Wer ein unkompliziertes Familienspiel sucht, dem sei Finca wärmstens empfohlen.

Und nun die etwas ausführlichere Variante:
Den optischen Gesamteindruck habe ich bereits in der Einleitung gelobt. Spielbrett und Cover sind liebevoll und detailreich gestaltet - die Früchte aus Holz sind auf jeden Fall "netter" als einfach Zählplättchen oder ähnliches.

Finca richtet sich in erster Linie an den Gelegenheitsspieler bzw. den Familienspieler. Die Regeln sind schnell und einfach erklärt - jeder Spieler hat 3 Zugalternativen, in denen er entweder Früchte sammelt, Früchte eintauscht oder eine Sonderaktion durchführt. Der Glücksfaktor hält sich im Rahmen - wobei er natürlich durchaus gegeben ist, aber nicht negativ auffällt. Trotzdem sind die strategischen Möglichkeiten durch die wenigen Alternativen stark begrenzt. Während das Ziehen der Spielfiguren auf dem Rad einfallsreich (wenn auch nicht neu) und glücksunabhängig ist, wirkt sich der Zufall auf das Eintauschen doch spielentscheidend ein, denn der Spieler kann nicht beeinflussen, welche Früchte gerade gefordert sind.

Ohne ein gewisses Maß an Planung gelangt man andererseits aber auch nur selten zum Sieg - ständig ist man am Prüfen, welche Früchteplättchen man ergattern könnte, welche Früchte noch fehlen und mit welcher Spielfigur man gewinnbringende Züge machen kann. Auszusetzen habe ich an Finca eigentlich nichts - es ist in allen Spielerzahlen gut spielbar (auch wenn bei 4 Spielern die Planbarkeit etwas abnimmt) und durch den schnellen Einstieg auch für eine Partie zwischendurch geeignet. Hardcore-Strategen werden mit Finca wohl nicht glücklich - alle anderen Spielergruppen sollten aber einmal einen Blick darauf werfen. Es steht in meinen Augen vollkommen zurecht auf der Nominierungsliste zum Spiel des Jahres 2009 (zum Zeitpunkt der Rezension war der Preisträger noch nicht veröffentlich).



07. Juni 2009 - (tp)

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