Rezension von Die goldene Stadt


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von KOSMOS bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Bei Spielen von Kosmos habe ich immer ein gutes Gefühl, was den Ersteindruck angeht. Und auch "Die Goldene Stadt" enttäuscht hier nicht. Die Illustrationen von Cover und Karten sind gelungen und hübsch anzusehen - lediglich das Spielbrett wirkt etwas einfach und lieblos gestaltet. Marker und Biethände sind aus dicker Pappe, die Karten liegen gut in der Hand und das Holz-Spielmaterial ist Standard. Lediglich die "Handelsbriefe" fallen etwas aus dem Rahmen - sie wirken wie chinesisches Spielgeld - passt zwar optisch nicht zum Rest, sieht aber gelungen aus. Sämtliches Spielmaterial kann man säuberlich in der Verpackung unterbringen.

Die Anleitung ist in Ordnung. Viele Beispiele und Illustrationen erläutern die Regeln. Diese wirken auf den ersten Blick etwas verwirrend, nach dem Durchlesen der Anleitung sollte hier aber Klarheit herrschen. "Die Goldene Stadt" macht einen guten ersten Eindruck.

Thema & Ziel des Spiels
Dreh und Angelpunkt des Spiels ist die namensgebende "Goldene Stadt", die Abenteurer aus aller Welt anzieht. Durch den Bau von Handelshäusern und den Erwerb von Handelsbriefen versuchen die Spieler etwas von diesem Ruhm abzubekommen. Wer am Spielende die meisten Handelsbriefe sammeln konnte, gewinnt das Spiel.

Spiel-Vorbereitungen
Die Spielplan kommt in die Tischmitte. Die Karten werden nach Typ sortiert. Die Wertungskarten werden nach ihrer Rückseite (1 bis 3) sortiert, gemischt und verdeckt aufeinander gelegt (die 3er Karten unten). Schlüsselkarten, Bonuskarten, Warenkarten und Landschaftskarten werden ebenfalls bereit gelegt. Jeder Spieler erhält 18 (bzw. 16 bei 4 Spielern) Handelshäuser sowie eine Biethand in seiner Farbe. Zusätzlich bekommt jeder Spieler eine Küstenkarte sowie verdeckt eine weitere Karte vom Landschaftsstapel und 3 Münzen. Zuletzt werden die Münzen und Handelsbriefe in Griffweite aller Spieler positioniert.

Spielablauf
Das Spiel verläuft in Runden, die jeweils aus den folgenden 6 Phasen bestehen:
  • 1. Wertungskarte aufdecken: Die oberste Wertungskarte wird aufgedeckt.
  • 2. Landschaftskarten auslegen: Je nach Spielerzahl werden offen 3 oder 4 Kartenpaare aus den Landschaftskarten ausgelegt.
  • 3. Bieten: Beginnend beim Startspieler setzt nun jeder Spieler seine Biethand auf ein freies oder ein bereits besetztes Kartenpaar. Freie Kartenpaare kosten kein Gold - setzt ein Spieler seine Biethand allerdings auf ein besetztes Paar, muss er dafür immer ein Gold mehr bezahlen, als in dieser Runde bereits bezahlt wurde, d.h. der erste Spieler zahlt 1 Gold, der zweite 2 Gold usw. Dies geht so lange, bis es keine freien Kartenpaare mehr gibt. Jeder Spieler erhält nun das gewählte Paar auf die Hand.
  • 4. Handelshäuser bauen: Beginnend beim Startspieler kann nun jeder bis zu 2 seiner Handelshäuser auf dem Spielplan bauen. Dabei gelten folgende Regeln:
    • Außerhalb der Stadt darf pro Platz nur ein Haus gebaut werden - innerhalb der Stadt, darf jeder Spieler auf jedem Feld ein Haus bauen.
    • Um ein Haus zu bauen, gibt man zwei Karten der Landschaft ab, auf der man bauen möchte. Ausnahmen: Für einen Küstenort reicht eine Küstenkarte, für den innersten Stadtteil muss zusätzlich zu den 2 Karten noch ein Schlüssel abgegeben werden.
    • Außer bei den Küstenkarten darf man neue Handelshäuser nur angrenzend an eigene Häuser bauen.
    • 2 gleiche Karten darf man gegen eine andere Landschaftskarte tauschen
    • Für den Bau eines Handelshauses erhält der Spieler eine Belohnung, z.B. Warenkarten, Goldstücke, Schlüsselkarten oder auch Handelsbriefe.
    Am Ende der Bauphase darf jeder Spieler maximal 5 Karten auf der Hand halten.
  • 5. Wertung: Nun wird die Wertungskarte ausgewertet. Jeder Spieler, der die abgebildete Ware vor sich liegen hat, oder der im abgebildeten Gebiet ein Haus besitzt erhält die angegebene Anzahl an Handelsbriefen. Hat ein Spieler als einziger die Wertung erhalten oder hat er die alleinige Mehrheit bei der Wertung, erhält er weitere 2 Handelsbriefe.
  • 6. Rundenende: Reihum wird der nächste Spieler Startspieler.


Das Spiel endet, wenn ein Spieler keine Handelshäuser mehr besitzt am Ende der Runde. Alternativ endet das Spiel auch, wenn die letzte Wertungskarte ausgewertet wurde. Nun erhalten die Spieler noch Bonus-Handelsbriefe für ihre Bonuskarten. Der Spieler mit den meisten Handelsbriefen gewinnt das Spiel.

Fazit
Zunächst war ich sehr gespannt auf das Spiel. Nach dem Lesen der Anleitung etwas skeptisch ob der Spielmechanik. Und nach der ersten Testrunde dann (glücklicherweise) wieder zufrieden - dank dem gelungenen Spielprinzip.

Auch wenn man bei "Die Goldene Stadt" nicht schell im Sinne der Reaktionsfähigkeit sein muss, ist eine gewisse Schnelligkeit bei der Erreichung der äußeren und inneren Stadtbereiche vorteilhaft. Dies liegt vor allem daran, dass lediglich die (ersten) Bauplätze in der Stadt die begehrten Handelsbriefe bringen, die zum Gewinnen des Spiels notwendig sind. Daher ist es oft in der Anfangszeit des Spiel zu beobachten, dass die Spieler sehr linear bauen - soweit es die eigenen Karten zulassen. Das Prinzip der Geldstücke zum Überbieten bei der Kartenauswahl ist ebenfalls gut gelöst, sorgt es doch dafür, dass man, bei geschickter Platzierung, den Mitspieler das eine oder andere Geldstück "abluchsen" kann, welche dann später ebenfalls gute Dienste leisten können.

Auch wenn die innersten Stadtteile die meisten Handelsbriefe einbringen wird es nur selten gelingen, mehr als einen Schlüssel zu ergattern, da man dafür in Sackgassen bauen und wertvolle Aktionen opfern muss. Man sollte also frühzeitig die Wertungs- und Bonuskarten in seine Strategie mit einbeziehen - diese Bonus- und Sonderpunkte sind nicht selten spielentscheidend.

"Die Goldene Stadt" benötigt etwas Zeit um in Fahrt zu kommen. Gerade am Spielanfang scheint es sich etwas zu ziehen, doch je voller die Bauplätze werden, desto geschickter muss man planen. Der geringe Glücksfaktor hat mir ebenfalls gut gefallen - da es hingegen auch nicht übermäßig viele strategische Möglichkeiten gibt, ist das Spiel trotzdem gut mit Gelegenheitsspielern zu spielen. Die Spieldauer von ca. einer Stunde ist in Ordnung, da es wenig eigene Leerphasen gibt und man ständig entweder an der Reihe ist, oder seine Aktionen vorausplant. Der Preis von aktuell ca. 25 Euro ist allerdings die obere Grenze, die ich für das gebotene Spielmaterial und das (in meinen Augen) etwas schmucklose Spielbrett zahlen würde.





25. Juli 2009 - (tp)

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