Rezension von Maori


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Hans im Glück bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Schon das Cover von Maori macht Lust auf Urlaub und bietet eine gelungene Einstimmung auf dieses Spiel. Das Spielmaterial (5 Spielertableaus, fast 100 Inselplättchen und ein paar Muscheln bzw. Boote aus Holz) ist von der Qualität her ordentlich, optisch allerdings in meinen Augen etwas zu einfach gehalten. Das Spielmaterial lässt sich gut in der viergeteilten Schachtel unterbringen. Der Verlag spendiert für noch mehr Ordnung sogar ein paar Plastiktütchen. So was gefällt mir.

Die Anleitung ist reichhaltig bebildert und illustriert schön die wenigen Regeln des Spiels. Für die Langzeitmotivation bietet Maori eine Fortgeschrittenen- und eine Profi-Variante sowie 2 verschiedene Spielertableaus. Insgesamt ein noch guter Ersteindruck des Spiels.

Thema & Ziel des Spiels
Sonne, Strand und Palmen auf einer kleinen Pazifikinsel - wer träumt nicht davon? Genau hier spielt Maori. Allerdings nicht im Jetzt und Hier sondern vor 3.000 Jahren, als die ersten Menschen mit Einbaum die Weiten des Ozeans erkundeten und neue Inseln entdeckten. Die Spieler versuchen hierbei Inseln mit einem möglichst hohen Wert auf ihre Tableaus zu bekommen, denn wer am Spielende die meisten Punkte einsammeln kann, gewinnt dieses Entdecker-Spiel.

Spiel-Vorbereitungen
Jeder Spieler bekommt ein Tableau, das je nach gewählter Spielvariante auf eine der beiden Seiten gedreht wird. Die Inselplättchen werden verdeckt gemischt, in Stapel aufgeteilt und davon 16 Plättchen offen in einer 4x4-Matrix in der Tischmitte ausgelegt. Das große Entdeckerschiff wird neben eines der ausgelegten Plättchen gestellt. Zuletzt erhält jeder Spieler 5 Muscheln. Die 5 kleinen Schiffe werden nur in speziellen Varianten benötigt.

Spielablauf
Das Spiel geht reihum. Ist ein Spieler an der Reihe, führt er folgende 2 Aktionen aus.

  • 1. Schiff bewegen: Der Spieler bewegt das große Entdeckerschiff im Uhrzeigersinn weiter. Dabei muss er das Schiff mindestens ein Feld bewegen. Maximal darf er das Schiff so viele Felder fortbewegen, wie er Boote auf seinem Spielertableau ausliegen hat. Der Spieler kann in diesem Schritt auch Muscheln abgeben - für jede abgegebene Muschel bewegt er das Schiff ein weitere Feld vorwärts.
  • 2. Insel entdecken: Entweder nimmt der Spieler ein Plättchen aus der Auslage und legt es auf sein Tableau bzw. den Speicher, oder er nimmt das Plättchen aus dem Speicher und legt es auf sein Tableau, oder er entfernt ein Plättchen von seinem Tableau oder es macht nichts.

Nimmt ein Spieler ein Plättchen aus der Auslage, kann er es nur aus der Reihe bzw. Spalte nehmen, bei der das große Entdeckerschiff gerade steht. Das erste Plättchen (beim Schiff) ist kostenlos - jedes Plättchen weiter innen kostet pro Stelle eine Muschel. Plättchen "hinter" Vulkanen können nicht genommen werden. Plättchen auf dem Spielertableau wird immer mit der Palme zum Spieler hin gelegt - dabei muss ein Plättchen nicht an andere Plättchen passend angelegt werden. Aus der Auslage entfernte Plättchen werden aus dem Vorrat ersetzt.

Das Spiel endet mit der Schlusswertung, wenn ein Spieler sein Tableau vollständig gefüllt hat - alle anderen Spieler sind nun noch einmal an der Reihe.

Gewertet werden nur vollständige Inseln. Jede Palme bringt 1 Punkt, jede Palme auf einer Insel mit mindestens einer Hütte 2 Punkte. Ein kompletter Blumenkranz bringt 10 Punkte. Der Spieler mit den meisten Muscheln bzw. Booten bekommt so viele Punkte wie er Muscheln bzw. Boote besitzt. Ein leeres Wasserfeld bringt 1 Minuspunkt. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

Fazit
Maori steht auf der Empfehlungsliste zum "Spiel des Jahres 2009" - eine Wahl, die ich leider nicht ganz nachvollziehen kann. Maori ist sicherlich kein schlechtes Spiel und hat im Familien- bzw. Gelegenheitsspieler-Kreis durchaus seine Reize, aber von einem Spiel, das auf einer solch prominenten "Liste" steht, erwarte ich eigentlich ein bisschen mehr.

Das Spielmaterial von Maori ist ordentlicher Standard, wenn auch optisch nicht sehr abwechslungsreich. Das ist allerdings ein Kritikpunkt, mit dem ich leben kann, wenn der Spielspaß stimmt. Die Anleitung erklärt die wenigen Regeln logisch und nachvollziehbar und ermöglicht daher einen zügigen Einstieg ins Spiel.

Man hat bei Maori den Eindruck, alles schon mal gesehen zu haben - dies mag daran liegen, dass die Aufmachung und das Spielprinzip des "Kärtchen-Auslegens" stark an Carcassonne erinnert. Auch wenn sich Maori durchaus anders spielt, bleibt ein gewisses Deja-Vu-Erlebnis. Das Spielprinzip von Maori ist einfach: Schiff ziehen - Kärtchen auslegen - Fertig. Am Spielende werden die Punkte zusammengezählt und der Gewinner ermittelt. Ein Spielprinzip, das heute diverse (teils sehr gute) Spiele verwenden - doch bei Maori fehlt mir einfach das gewisse Etwas. Jeder Spiel ähnelt dem anderen. Zunächst versucht jeder möglichst schnell einen Blumenkranz auszulegen, denn dieser ist mit 10 Punkten sehr mächtig. Dann geht es darum sein restliches Tableau möglichst gewinnbringend voll zu bekommen. Dabei ist immer darauf zu achten, wie die Muscheln sinnvoll eingesetzt werden können, denn dies kann durchaus einen Unterschied am Spielende ausmachen.

Was mich am meisten bei Maori stört, ist die Tatsache, dass jeder Spieler nahezu alleine vor sich hin spielt. Abgesehen von den Booten und Muscheln gibt es keinen Wettkampf mit den Mitspielern - das Wegnehmen von Kärtchen, damit sie die Mitspieler nicht bekommen, lohnt nur in den seltensten Fällen. Dadurch entsteht auch während des Spielens kein richtiger Wettbewerb, so dass nach einigen Partien der Reiz einer weiteren Partie verloren geht. Daran können auch Fortgeschrittenen- und Profivariante bzw. der zweite Spielplan nicht viel ändern, auch wenn man bei diesen doch etwas genauer planen muss, wo man welches Kärtchen ablegt.

Maori ist ein Spiel, das man mal zwischendurch spielen kann (dann würde ich gleich die Profivariante empfehlen). Die Langzeitmotivation und der größere Spielspaß fehlt mir hierbei allerdings, weswegen ich Maori auf der Spiel des Jahres Liste nicht erwartet hätte. Für mich ist Maori spielerischer Durchschnitt (die Profivariante würde ich im oberen Mittelfeld sehen). Fans von Legespielen wie Carcassonne können aber mal ein Probespielchen wagen - vielleicht gefällt es ja doch.



19. Juli 2009 - (tp)

Rezensionsbilder