Rezension von Tobago


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Zoch Verlag bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Wow - mehr fällt einem nicht ein, wenn man sich das Spielmaterial von Tobago ansieht. Hier gibt es alles, was das Spielerherz begehrt: Palmen, Hütten und Autos aus Holz, steinerne Götzen, hübsch illustrierte Karten und ein Spielbrett was sich auf vielfältige Weise zusammen bauen lässt. Auch das Cover und die Anleitung sind sehr gelungen gestaltet - lediglich das Spielfeld macht optisch einen durchwachsenen Eindruck. Aber insgesamt sehr hochwertiges Spielmaterial, das fein säuberlich in der Verpackung Platz finden - hier ist der Zoch-Verlag wieder einmal Vorbildlich.

Die Regelmenge ist sehr überschaubar, dennoch ist die Anleitung als gelungen zu bezeichnen - sowohl optisch als auch inhaltlich. Das Beiblatt erklärt übersichtlich den Aufbau und die eigentlichen Regeln werden in der Anleitung in logischer Folge und gut mit Beispielen illustriert erklärt. Auch hier definitiv: Daumen hoch!

Thema & Ziel des Spiels
Wer wollte nicht schon einmal einen Schatz finden. Bei Tobago gibt es viele Schätze, die darauf warten, entdeckt zu werden. Doch die Insel ist groß und die Hinweise auf den korrekten Fundort sind verzwickt. Und wenn der Fundort bekannt ist, heißt es möglichst schnell mit dem Geländewagen sein, um als erster den Schatz zu heben. Was letztendlich dabei raus kommt, steht aber auf einem anderen Blatt...

Es gewinnt der Spieler, der am Spielende die meisten Goldstücke sammeln konnte.

Spiel-Vorbereitungen
Das Spielfeld wird beliebig aus den 3 Spielplanteilen zusammengesetzt und mit den 3 "Halteklammer-Teilen" fixiert. Holzhütten, Palmen und Steinfiguren werden auf beliebige Felder verteilt, es sollte nur darauf geachtet werden, dass zwischen gleichen Objekten 4 Felder Abstand ist und dass Statuen nicht direkt am Meer stehen. Die Statuen müssen anhand einer Hexfeld-Seite ausgerichtet sein.

27 Schatzkarten werden gemischt zusammen mit den 2 Fluchkarten gemischt und bilden mit den obenauf liegenden restlichen 12 Schatzkarten (ebenfalls gemischt) einen Nachziehstapel. Die Hinweiskarten werden ebenfalls gemischt. Die Hinweissteine werden farblich sortiert; neben jeden Haufen wird offen eine Hinweiskarte ausgelegt (maximal so viel Karten wie Spieler mitspielen).

Jeder Spieler erhält 15 Windrosen, 4 Hinweiskarten und den Geländewagen seiner Farbe, der auf ein beliebiges Hexfeld gestellt wird. Die Amulette werden griffbereit abgelegt.

Spielablauf
Das Spiel geht reihum. Ist ein Spieler an der Reihe, führt er eine von zwei möglichen Aktionen aus:

Hinweiskarte auslegen
Der Spieler nimmt einer seiner Hinweiskarten von der Hand und legt diese als letzte Karte an eine der 4 Schatzpfade an (bzw. eröffnet einen neuen Schatzpfad, falls dort noch keine Karten ausliegen). Anschließend legt er eine eigene Windrose auf die Karte. Dabei gelten folgende Regeln: Ein Hinweiskarte darf nicht einer anderen Hinweiskarte widersprechen, es muss mindestens ein bisheriger Fundort ausgeschlossen werden und es muss mindestens ein Fundort übrig bleiben. Nach dem Auslegen werden alle Marker auf dem Spielfeld entfernt, auf denen sich der Schatz nicht mehr befinden kann (bzw. bei der ersten Karte: es werden alle Felder markiert, auf denen der Schatz liegen kann). Danach zieht der Spieler ein Hinweiskarte vom Nachziehstapel und nimmt diese auf die Hand.

Geländewagen bewegen
Pro Spielzug darf ein Spieler den Geländewagen um 3 Teilstrecken bewegen. Eine Teilstrecke ist dabei entweder eine beliebige Strecke innerhalb eines Gelände-Gebiets oder der Übergang zu einem anderen Geländetyp. Nimmt der Spieler während der Fahrt ein Amulett auf, endet dort ebenfalls eine Teilstrecke.

Befindet sich nur noch ein Würfel einer "Farbe" auf dem Spielfeld, d.h. ist der Fundort des Schatzes eindeutig bestimmt, kann der Schatz gehoben werden. Den Schatz hebt derjeniger Spieler, der mit seinem Geländewagen das Feld erreicht und dort seinen Zug beendet. Dieser Spieler legt nun eine eigene Windrose unterhalb der letzten Karte des betreffenden Schatzpfades an. Nun erhält jeder Spieler verdeckt so viele Schatzkarten, wie er Windrosen in der Schatzpfad-Reihe besitzt. Nach dem Ansehen der Karte erhält ein Spieler verdeckt alle Schatzkarten und fügt verdeckt eine weitere Schatzkarte vom Nachziehstapel hinzu. Er mischt die Karten und deckt die erste Karte auf. Beginnend von unten nach oben kann nun jeder Spieler (anhanh der Windrose ist erkennbar, in welcher Reihenfolge die Spieler gefragt werden) entscheiden, ob er die Schatzkarte behalten möchte. Will es dies tun, nimmt er die Schatzkarte und entfernt die betreffende Windrose. Nun wird die nächste Schatzkarte aufgedeckt und verteilt, bis keine Schatzkarte mehr übrig ist.

Wird eine Fluchkarte aufgedeckt, ende die Schatz-Verteilung sofort und jeder Spieler, der nun noch Windrosen in der Reihe besitzt, muss ein Amulett abgeben. Kann er dies nicht, verliert er die höchste Schatzkarte. Nach dem Verteilen erscheinen neue Amulette auf dem Spielfeld. Auf jedes Feld, in dessen Richtung eine Statue blickt und dass direkt vor einem Meer-Feld liegt, wird ein Amulett gelegt. Danach werden die 4 Statue um 60 Grad weitergedreht.

Ein Amulett kann man gegen eine der folgenden Aktionen eintauschen:
- Mit dem Geländewagen 4 statt 3 Teilstrecken fahren
- eine zweite Hinweiskarte ablegen
- einen Hinweiswürfel entfernen
- Schutz vor einer Fluchkarte
- Alle Handkarten gegen neue Handkarten eintauschen

Das Spiel endet, wenn alle Schatzkarten verteilt wurden. Es gewinnt der Spieler, der die meisten Goldstücke einsammeln konnte.

Fazit
Tobago ist eines dieser "sonderbaren" Spiele. Wenn man sich rein die Verteilung der Spielelemente ansieht, kann es in meinen Augen nicht überzeugen. Obwohl es zunächst sehr strategisch anmutet, bleibt während des eigentlichen Spiels nicht mehr viel Strategie übrig - der Rest ist Glückssache und etwas Menschenkenntnis. Die strategischen Elemente sind (bis auf wenige Ausnahmen) eher unbedeutend.

Diese Tatsachen sind aber für sich alleine nicht "sonderbar". Sonderbar ist, dass Tobago trotzdem richtig viel Spaß macht, was insbesondere am frischen und unverbrauchten Spielprinzip liegt, das sich komplett an Spieler richtet, die (ohne allzu viel Grübelei) ein spaßiges Spiel erleben wollen.

Strategische bleibt, ich hatte es erwähnt, nicht allzu viel übrig. Abgesehen von der Tatsache, dass man in jeder "Schatz-Reihe" vertreten sein sollte, gibt es nicht viel zu beachten, an welche Reihe man seine Karten anlegt. Bevorzugt sollte man seine Karten gegen Ende der Reihe ablegen, da man dadurch als einer der ersten die Schätze auswählen darf. Deswegen lohnt es sich, einen Schatz einzusammeln, da man auf diese Art als erster wählen kann - dafür allerdings mehr als 1 Aktion zu opfern (= keine eigenen Karten auslegen) lohnt sich meist nicht. Die Fluch-Karten bringen noch etwas mehr Ungewissheit ins Spiel - 2 Fluch-Karten sind in meinen Augen aber zu wenig. Immens wichtig sind hingegen die Amulett-Marker, da man dadurch z. B. 2 Hinweiskarten ablegen darf, was weitere Punkte einbringt. Besonders gegen Spielende sollte man darauf achten seine Hinweise nicht an Schätze anzulegen, die vermutlich nicht mehr gewertet werden.

Wie schon angedeutet lebt Tobago von seinen neuen Ideen. Sei es das variable zusammensetzbare Spielfeld aus 3 Teilen oder die innovative Art der Kartenverteilung, bei der jeder Mitspieler nur einen Teil der Informationen kennt - hier ist dann auch mal ein Stück Menschenkenntnis gefragt ... und auch eine gewisse Risikoabschätzung. Das wunderbare Spielmaterial trägt natürlich auch seinen Teil zum Erlebnis bei.

Da die einzelnen Spielzüge (entweder Karten ablegen oder Auto ziehen) sehr kurz sind, entstehen keine langen Wartezeiten - auch nicht bei 4 Spielern. Da bei der Schatzvergabe jeder Spieler vertreten sein sollte, gibt es auch hier keinen Leerlauf.

Mein abschließendes Fazit lautet: Wen das etwas "überschaubare" Spielprinzip nicht stört und für wen es nicht immer das komplexeste Spiel sein muss, der findet mit Tobago definitiv ein Highlight des Spiele-Herbstes. Familien und Gelegenheitsspieler (wie man so schön sagt) können hier ohne zweimal nachzudenken zugreifen. Tobago ist schnell erklärt - lediglich die Spieldauer kann mit ca. 60 Minuten durchaus etwas lang sein, auch wenn weder Langeweile noch Leerlauf auftritt. Tobago ist insgesamt eine klare Empfehlung für den kommenden Spieleabend.



30. Oktober 2009 - (tp)

Rezensionsbilder