Rezension von Pocket Battles - Kelten vs. Römer


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Pegasus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Wie ein Tabletop-Spiel in eine so kleine Packung passen soll - diese Frage wird sich jeder stellen, der die Schachtel vor sich hat, die gerade einmal 16 x 12,5 x 2,5 cm misst. Und tatsächlich ist diese vollgestopft bis obenhin mit 60 Truppenplättchen, 20 Markern, 6 Würfeln, 2 Spielhilfen sowie einer Anleitung. Optisch spielt die "Schlacht für die Hosentasche" eher im gehobenen Mittelmaß - immer auf das notwendigste reduziert, so dass keine Schnörkel vom eigentlichen Spiel ablenken. Für erfahrene Tabletop-Spieler, die diverse akkurat bemalte Figuren gewöhnt sind, sicherlich eine Umstellung, für Tabletop-Anfänger ganz praktisch.

Die Anleitung gehört allerdings überarbeitet, denn sie wirft mehr Fragen auf als sie beantwortet. Durch die Beispiele sollte man daher direkt ein Spiel beginnen und so mit dem ersten Spiel die Regeln lernen. Diese sind nämlich eigentlich gar nicht so kompliziert, wie es in der Anleitung scheint.

Thema & Ziel des Spiels
Tabletop-Spiele brauchen i.d.R. viel Platz, viel Einarbeitungszeit und viel Hingabe zum Spielmechanismus. All das wollen die "Taschen-Gefechte" anders machen. 2 Armeen stehen sich gegenüber und tragen in wenigen Runden und mit einfach zu lernenden Regeln ihre Schlacht aus. Es gewinnt die Armee, die dem Gegner mind. die Hälfte der Einheiten zerstören kann.

Spiel-Vorbereitungen
Jeder Spieler nimmt sich eine Armee und die Spieler einigen sich auf den Punktwert der Schlacht (Anfangs um die 50 Punkte). Nun stellt sich jeder Spieler seine Armee zusammen, so dass die Aufstellungspunkte aller eigenen Einheiten den Punktwert der Schlacht nicht übersteigt. Zuletzt erhält jeder Spieler 1/10 des Punktwerts der Schlacht an Befehlsmarkern.

Das Spiel beginnt mit der Aufstellung der Armeen. Jeder Spieler unterteilt seine gesamte Armee in Einheiten (aus einer oder mehreren Truppen). Jede Truppe hat einen Formationswert - eine Einheit darf maximal aus so vielen Truppen bestehen, wie der kleinste Formationswert der Truppe festlegt.

Nun wird das Schlachtfeld mit 4 ungenutzten Karten in die einzelnen Bereiche (vorne, hinten, rechts, links) unterteilt. Abwechselnd, beginnend mit dem Startspieler, legt nun jeder Spieler eine Einheit in eine beliebige seiner Zonen. Haben alle Spieler ihre Einheiten platziert, werden diese ausgebreitet und das Spiel beginnt.

Spielablauf
Das Spiel besteht aus Schlachtrunden, in denen die Spieler abwechselnd am Zug sind (beginnend mit dem Startspieler, der jede Schlachtrunde wechselt).

Ist ein Spieler am Zug kann er zunächst eine Einheit umstationieren (= Phase 1). Dazu versetzt er eine Einheit waagerecht (rechts oder link) oder senkrecht (vorwärts bzw. rückwärts) in ein angrenzendes Segment des eigenen Bereichs. Eine umstationierte Einheit kann in Phase 2 keine weiteren Befehle erhalten.

In Phase 2 muss der Spieler mind. 1 Befehlsmarker ausgeben, um damit eine oder mehrere Aktion(en) durchzuführen. Danach ist der andere Spieler an der Reihe. Eine Schlachtrunde endet, wenn kein Spieler mehr Befehlsmarker zur Verfügung hat.

Die Anzahl der auszugebenden Befehlsmarker richtet sich nach der Einheit - liegen dort bereits Befehlsmarker, betragen die Kosten deren Anzahl +1; ansonsten ist 1 Befehlsmarker auf der Einheit abzulegen. Es gibt folgende Aktionen:

Taktische Bewegung: Die Taktische Bewegung entspricht der Umstationierung, nur dass sie Befehlsmarker kostet.

Angriff: Einheiten, die einen schwarzen Gefechtswürfel zeigen, können aus der Frontzone heraus angreifen, indem sie in die Gefechtszone verschoben werden. Der Gegner kann nun die angreifende Einheit abfangen (dies fürht zum Gefecht), die angreifende Einheit beschießen (siehe Aktion Beschießen) oder abwarten. Nun kann der Spieler eine gegnerische Einheit für das Gefecht aussuchen. Bei einem Gefecht wirft der aktive Spieler mit 1 Würfel (+1 weiterer Würfel, falls es sich um einen Angriff handel) und vergleicht die Werte mit seinen Truppenplättchen - für jede Übereinstimmung erzielt er einen Treffen, der 1 Wunde beim Gegner gleichzusetzen ist. Für Wunden werden entweder Einheiten entfernt oder Wundenmarker verteilt.

Gefecht fortführen: Befinden sich 2 oder mehr gegnerische Einheiten im Kontakt in der Gefechtszone, kann das Gefecht fortgeführt werden.

Gefecht verlassen: Befinden sich 2 oder mehr gegnerische Einheiten im Kontakt in der Gefechtszone, kann eine beteiligte Einheit zurückgezogen werden. Die Gegnereische Einheit kann aber einen Schlag durchführen, der nicht erwiedert werden kann.

Beschießen: Einheiten in der Frontzone mit weißen Würfeln dürfen gegnerische Einheiten in der Front- oder gegnerischen Gefechtszone des gleichen Sektors beschießen.

Spezialeigenschaft: Ab dem 2. Spielzug können die Spieler die Spezialeigenschaften der Einheiten nutzen um z.B. weitere Würfel oder spezielle Boni zu erhalten.

Passen: Der Spieler legt einen Befehlsmarker beiseite.

Das Spiel endet, wenn entweder ein Spieler aufgibt oder ein Spieler die Hälfte der Gegnerischen Truppen (nach den Aufstellungspunkten) vernichtet hat.

Fazit
Die (kleine) Verpackung scheint schon mal das Versprechen zu halten, dass die Pocket Battles ein "Tabletop für die Hosentasche" sein sollen. Die Schachtel ist dann aber wirklich vollgestopft mit den Truppen-Markern, 6 Würfeln, 2 Spielübersichten und ein paar Wund-/Aktionsmarker. Mehr geht nicht. Die optische Qualität geht in Ordnung, die Truppen sind comicartig dargestellt - was aber wichtiger ist, alle wichtigen Infos sind auf den Plättchen zu finden. Grafisch allerdings nichts besonderes

Ein typisches PB-Spiel beginnt mit der Aufstellung der eigenen Truppen. Dieser Punkt ist - wie auch bei den "richtigen" Tabletop-Spielen - ein essentieller Teil des Spiels. Obwohl sich die Einheiten allesamt recht ähnlich sind, lässt sich durch eine geschickte Gruppierung aber dennoch die eine oder andere Strategie entwickeln. Auch in diesem Punkt würde ich dem Spiel die Nähe zum Tabletop gewähren.

Nach der Truppeneinteilung kommt dann das eigentliche Spiel. Wie man es für ein "Taschen"-Spiel erwarten würde, spielt es sich recht "schnell". Hierbei habe ich das "schnell" bewusst in Anführungszeichen gesetzt, denn es gibt 2 Punkte die dazu anzumerken sind. Erstens ist der Spieleinstieg ins erste Spiel recht holprig, was vor allem an der nicht ganz geglückten Anleitung liegt. Es existieren zwar genügend Beispiele, die Textbeschreibungen sind aber oft recht umständlich. Glücklicherweise hat man diese Holpersteine aber innerhalb weniger Spielzüge hinter sich gelassen, denn das, was die Anleitung recht umständlich ausdrückt, spielt sich sehr geradlinig und logisch. Die zweite Anmerkung zu "schnell" ist die eigentliche Spieldauer, d.h. die Zeit, die die Spieler tatsächlich eine Schlacht nachspielen. Im Gegensatz zu "echten" Tabletop-Spielen können die kleinen Schlachten der PB-Reihe wirklich äußerst schnell zu Ende sein. Ein guter Würfelwurf hier und ein schlechter dort und das Spiel ist fast schon zu Ende. Selten dauerte die Schlacht länger als das Zusammenbauen der Einheiten.

Die kurze Spieldauer werden einige als eher positiv ("lässt ein schnelles Spiel zu"), andere als eher negativ ("Wie? Schon vorbei?") auslegen. Ich sehe es eher skeptisch. Der eigentliche Spielspaß entsteht für mich in der taktischen Schlacht. Wenn die Schlacht innerhalb von 2 bis 3 Runden vorbei sein kann, steht das für mich nicht in optimaler Relation zur restlichen Spielzeit, in der ich meine Einheiten zusammen stelle.

Insgesamt kann das "kleine Tabletop" aber doch gefallen. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase läuft das Spiel flüssig ab. Die taktischen Möglichkeiten sind für das reduzierte Set an Möglichkeiten durch vielfältig. Lediglich die Einheitenvielfalt hätte in meinen Augen noch etwas größer sein können. Preislich (aktuell ca. 12 Euro) lässt sich bei der abgelieferten Qualität und Quantität nichts aussetzen.

Wem klassische Tabletop-Spiele zu komplex sind, der findet mit den Pocket Battles eine nettes "Tabletop für zwischendurch" - allerdings mit recht hohem Glücksanteil, was der kurzen Spieldauer geschuldet ist. Mal sehen, welche weiteren Spiele in dieser Reihe noch erscheinen.



14. Mai 2011 - (tp)

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