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CollectorsPlayground empfiehlt das Spiel
Azul - Der Sommerpavillon

Bewertung:

AZUL zum Dritten – Kieslings zweite Variation von Thema, Mechanismus und Material hat mit den »Buntglasfenstern von Sintra« gemein, dass fortwährend Boni abgerechnet bzw. gewertet werden. Mit dem ursprünglichen AZUL ist es durch die Fliesen und deren Materialität und Haptik verbunden. Aber es ist das erste AZUL, bei dem man für Bonuspunkte mit Spielmaterial ausbezahlt wird – das man dann umgehend in die eigene Optimierung einbeziehen kann. Zusätzlich bekommen wir hier, was beim Original-AZUL eine nachträgliche Erweiterung war und bei »Sintra« lediglich in Form ein paar weniger neutraler Fenster-Felder auftrat: Einen Joker-Effekt – mit Mechanismus, der in den Rundenzähler integriert ist. Reicht das für einen »Aufguss«? Ja! Kurz: Es ist kein »Aufguß«! Eine Trilogie birgt in sich, dass Verwandtschaften erkennbar sind, dass Zitate dafür sorgen, dass wir uns »zuhause« fühlen, dass wir ihre Abfolge nachvollziehen können, eben weil sie (im wahrsten Sinne) folgerichtig ist, dass wir von Variationen angenehm überrascht werden, nachdem wir uns zunächst zurechtgefunden hatten, dass wir wieder-erkennen und doch neugierig gemacht werden. Es schmeckt wieder portugiesisch – und jetzt, wo die Wände gekachelt sind und die Fenster verglast, wenden wir uns dem Fußboden zu und zwar im Sommerpavillon. Das ist absolut folgerichtig und macht Sinn, denn es dient formal einer der neuen Ideen: Der Bonus-Mechanismus basiert darauf, dass wir Dinge im Raum umbauen, also Nachbarschaften zu fix vorhandenen Objekten herstellen und komplettieren. Welche Objekte sind im Raum? Dort stehen Säulen und Statuen. An sie wie an die am höchsten zu bewertenden Fenster arbeiten wir uns mit unserem Baumaterial heran und drumherum. Mit den pastillen-artigen Rauten-Fliesen schließen wir die Zwischenräume der verschiedenen Sechser-Sterne ein, welche das Boden-Mosaik bilden. In diesen Lücken sind die Raumelemente schlau untergebracht, deren Wertung uns mit Zusatz-Material belohnt. Alle drei Bonus-Arten sind unterschiedlich »teuer«, weil unterschiedlich aufwendig zu erfüllen. Zunächst sind aber nicht unbeträchtliche Investitionen zu tätigen, bis man überhaupt erstmals von den Vorteilen profitieren kann, denn die Boni erfordern die Ablage von jeweils vier Fliesen (nur zwei sind an den Fenstern verlangt, dort aber erheblich teurer zu »bezahlen«). Das Ergattern und sofortige Nutzen der Boni erweist sich also als sehr wichtig. Und erst wenn sich die Tableaus der Spieler füllen, nehmen die Wertungen und deren Effekte und Kettenreaktionen Fahrt auf und die Dimensionen werden klar. Dann kann man ein wenig den Eindruck bekommen, der »Sommerpavillon« zerfiele in zwei Teile, nicht bloß zwei voneinander getrennte Phasen (pro Runde), sondern sogar zwei voneinander getrennte Spiele – derart gewichtig ist das Hantieren mit den Wertungen und deren Folgen. Spiel 1 ist de facto AZUL: Ressourcen-Verteilung im Rund der Manufakturen und der geniale Verschiebe-Akt in den zentralen Topf – hier nun noch verwoben mit der Jokerfarben-Regelung, an die sich AZULaner kurz gewöhnen müssen. Spiel 2 ist dann geradezu ein Wertungsrausch rund um das zusätzliche Spielbrett mit seinem zehn-zackigen Vorrats-Stern und der diesmal angenehm übersichtlichen und gut lesbaren Wertungsleiste. Dieses dem Pavillon hinzugefügte Element des wechselnden und sich permanent entwickelnden Fliesenvorrats ist zentral in dieser Variante. Man kämpft an mehreren Fronten – dennoch bleibt »Pavillon« jederzeit friedlich wie das Grund-AZUL – aber das aktive Kombinieren verschiedener Wertungs-Mechanismen und das Anstoßen und Generieren von Ketten-Zügen macht ihn umtriebiger und man belauert sich zunehmend. Es ist eine schöne Art von wettkampfmäßiger Konzentration, die allen hier abverlangt wird. Da verklammern sich dann auch wieder die zwei so unterschiedlichen Spiel-Teile und Spiel-Handlungen zu einem Ganzen – verzahnt wie die Spitzen der Stern-Mosaike, denen AZUL Nummer 3 seinen eigenständigen und reizvollen Look verdankt. Die Dynamik, die es entwickelt, verdankt es den Belohnungs-Effekten und ihrer Direktheit: Wenn dieses AZUL auch eine Wertungsschlacht darstellt, nie ernteten wir in diesem Maße direkt und unmittelbar den Lohn unserer Entscheidungen wie in »Sommerpavillon«. Und das ist absolut ein Mehrwert. Ob dieser Mehrwert diesen AZUL-Bruder eleganter macht als den Erstgeborenen, sei dahingestellt. Letzterer bleibt – würde ich sagen – monolithisch nicht nur im Bereich Eleganz… selbst wenn ihm Schwester »Sintra« durch Schönheit und überraschende Raffinesse beinahe das Wasser zu reichen vermag.