Rezension von Mombasa


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom Verlag Pegasus bereitgestellt wurde.)

Rezension

Mombasa
"Mombasa" ist ein Strategiespiel von Alexander Pfister für 2 bis 4 Spieler, das im Verlag Pegasus erschienen ist. Die Spieler befinden sich im Zeitalter der Handelskompanien & Kolonien in Afrika und versuchen durch geschicktes Spielen Einfluss auf die 4 Kompanien in Mombasa, Cape Town, Saint-Louis und Cairo zu nehmen und durch Handel zu Wohlstand zu gelangen. Der Spieler mit den meisten Punkten nach 7 Spielrunden gewinnt.

Spielablauf
Aufgrund der Regelmenge gebe ich hier nur einen groben Überblick über den Spielablauf.

Zunächst muss das Spiel vorbereitet werden. Die 4 Kompanieleisten werden an den Spielplan angelegt, die Handelsposten in die Kompaniebasen gestellt, die Aktionskarten- sowie die Bücherauslage befüllt. Jeder Spieler erhält eine Spielerablage, seine Start-Aktionskarten, 4 Anteilsmarker für die Kompanieleisten, 1 Diamant-, Tintenfass- sowie 1 Startbuch-Marker, 1 Pfund sowie eine gewisse Anzahl an Bonusmarkern. Ein Spieler ist der Startspieler.

Das Spiel geht über 7 Runden, die aus folgenden 3 Phasen bestehen:
  • Planungsphase: In der Planungsphase legt jeder Spiele so viele Aktionskarten aus seiner Hand verdeckt an die (3 bis 5) freigeschalteten Aktionsslots seiner Spielerablage. Diese Karten legen fest, welche Aktionen der Spieler in dieser Runde durchführen kann. Nachdem alle Spieler ihre Karten gelegt haben, werden sie gleichzeitig umgedreht.
  • Aktionsphase: In dieser Phase beginnt der Startspieler (der nicht zwingend jede Runde wechseln muss), mit der Durchführung einer seiner Aktionen. Dies geht reihum, bis kein Spieler mehr eine Aktion durchführen kann. Die Aktionen werden weiter unten beschrieben.
  • Vorbereitungsphase: In dieser Phase werden die Münzen der nächsten Runde auf die Bücherauslage gelegt, die rechte Spalte der Kartenauslage auf dem Spielbrett entfernt, alle dortigen freien Felder neu mit Karten befüllt und alle Bonusmarker an die jeweiligen Spieler (inkl. eventueller Bonusplättchen) zurück gegeben.

Dies sind die möglichen Aktionen der Spieler:
  • Nutze 1 oder mehrere Warenkarten einer Sorte: Du kannst beliebig viele Warenkarten (deiner ausgespielten Aktionskarten) verwenden, um mit dem Gesamt-Warenwert maximal 1 Karte aus der Kartenablage zu kaufen und/oder eventuellen Restwert zu nutzen, um Anteilsmarker auf der oder den Kompanieleisten weiter zu ziehen. Ggf. kostet das weiterziehen Bargeld oder bringt neue Aktionsmöglichkeiten ins Spiel.
  • Nutze alle Ausbreitungskarten: Den Gesamtwert aller Ausbreitungskarten kannst du nutzen, um eine Kompanie auf dem Spielbrett auszubreiten. Dabei kostet die Ausbreitung auf benachbarte Felder (je nach Grenzart) 1 oder 2 Punkte sowie einen weiteren Punkt, falls sich im Zielgebiet eine fremde Kompanie befindet (die zurück auf die Basis gestellt wird). Je neu eroberte Zielregion gibt einen oder mehrere der folgenden 4 Belohnungen: Bargeld, Fortschreiten des Diamant-Markers, Fortschreiten auf der Kompanie-Leiste oder der Erhalt von Buchhaltungspunkten.
    Buchhaltungspunkte müssen sofort in Bücher aus der Bücherleiste getauscht und auf der eigenen Buchhaltungsleiste abgelegt werden.
  • Nutze 1 Buchhalterkarte: Mit dieser Aktion kann der Tintenfassmarker auf der Buchhalterleiste weiter gezogen werden. Dafür müssen neben der Buchhalterkarte auch gewisse Warenkarten (die auf den Büchern angegeben sind) offen unter deinen Aktionsmöglichkeiten ausliegen. Bei geschickter Planung können so gleichzeitig mehrere Bücher "erledigt" werden - diese Aktion kann verschiedene Belohnungen einbringen.
  • Nutze 1 Diamantenhändlerkarte: Ziehe deinen Diamantmarker auf der Diamantleiste vorwärts
  • Setze 1 Bonusmarker: Setze einen deiner Bonusmarker auf ein passendes Bonusfeld. Dies kann z.B. die Beanspruchung des Startspielermarkers sein, eine Belohnung, bei Waren-Mehrheiten, der Erwerb von Aktionskarten oder der Erhalt von Bonusplättchen.
  • Beende deine Aktionsphase: Diese Aktion beendet deine Runde. Nimm zunächst die Karten von einem der oberen Ablageslots auf die Hand und lege dann alle deine Aktionskarten dieser Runde von unten nach oben an die zusammenhängenden Ablageslots.



Das Spiel endet nach der 7. Runde mit der Wertung. Die Spieler zählen ihr Gesamtvermögen zusammen, das aus folgenden 4 Elementen besteht:
  • Summe des Bargelds
  • Anteil aller 4 Kompanien (= Anteilsymbole pro Kompanie * Kompanie-Münzsymbole)
  • Höchster Wert der Diamant-Leiste
  • Höchster Wert der Buchhaltungs-Leiste

Der Spieler mit dem größten Vermögen gewinnt das Spiel.

Fazit
Wo soll man bei einem Spiel wie Mombasa anfangen ein Fazit zu schreiben. Daher zunächst das Wichtigste: Mombasa ist in meinen Augen - für Strategie-Fans - "eines der", wenn nicht gar "das" Highlight des Jahres 2015. Im vorigen Satz steht aber auch das größte "aber" des Spiels: Mombasa ist kein Spiel für "Gelegenheitsspieler" oder "Teilzeit-Strategen" - wer keinen Spaß daran hat, die geschickt verzahnten Mechanismen zu analysieren, mehrere Runden im Voraus zu planen und immer einen "Plan B" (oder C, oder D) in der Hinterhand zu haben, dem wird Mombasa vermutlich nicht ganz so viel Spaß machen. Weiterhin ist Mombasa kein schnelles Spiel: der Spielaufbau dauert ein paar Minuten, Grübelzeiten der Spieler sind wahrscheinlich und die 4-Spieler-Partie mit ihren 7 Runden kann durchaus 2 bis 3 Stunden in Anspruch nehmen.

Doch nun erst einmal zurück zu den Spielmechaniken. Mombasa ist ein eigentlich ein Sammelsurium (nicht negativ gemeint) an Spielmechaniken. Wichtigstes Element sind die Aktionskarten, denn mit diesen legt man fest, welche Aktionen in der Runde einem Spieler zur Verfügung stehen. Die "Mangelverwaltung" ist der erste springende Punkt, denn man kann nur wenige Aktionen pro Runde durchführen und weiß bei der Auslage noch nicht, welche Aktionen die Mitspieler wählen. Geschickt in diese Mechanik verwoben ist eine kleine Deckbuilding-Komponente in der Art von Dominion, denn eine Aktion ist auch der Erwerb von neuen (und meist besseren) Aktionskarten, die fortan zur Verfügung stehen. Mir besonders gefallen (aber auch sehr grüblerisch-strategisch) ist die Tatsache, dass es relevant ist, an welchen Ablageslot man eine Aktionskarte anlegt, denn man bekommt nur eine der eingesetzten Aktionskarten frühestens in 2 Runden zurück auf die Hand. Wer hier nicht genau plant, kann sich sehr schnell spätere Runden verbauen, wenn dann nicht die passenden Aktionskarten auf der Hand sind.

Das nächste Element ist die Afrika-Karte auf dem Spielbrett mit den 4 Kolonien und den angelegten Kompanieleisten. Auch hier gibt es viel zu beachten: Welche Kompanie sollte ich ausbreiten, weil ich z.B. auf der anliegenden Kompanieleiste einen guten Multiplikator habe? Oder auch umgedreht: Wo kann ich durch das Verdrängen anderer Kompanien meinen Mitspielern mehr schaden als mir? Wohin breite ich die Kompanien aus, um möglichst gute Boni (Geld, Diamanten, Bücher) zu erhalten? Dieses Spielelement wirkt zunächst sehr simpel, bietet aber extrem viele Möglichkeiten zur eigenen Stärkung oder zur Einflussnahme auf andere Spieler.

Das letzte großes Element von Mombasa ist die eigene Spielerablage mit Diamant- sowie Buchleiste. Während die Diamantleiste recht einfach ist (Fortschreiten auf der Leiste bringt Punkte), erfordert die Buchleiste eine extrem gute Planung, denn hier müssen die Wahl der Bücher (möglichst ähnliche Symbole auf einander folgenden Büchern) und das Vorhandensein der passenden Warenkarten sowie des Buchhalters genau zusammen kommen, sonst verschenkt man schnell eine Spielrunde. Wer hier gut voraus plant, hat definitiv einen kleinen Vorteil.

Wer denkt, die oben genannten Ausführungen sind schon alles an strategischen Möglichkeiten, der irrt sich. Noch gar nicht erwähnt habe ich die Kosten der Karten, die sich von Runde zu Runde ändern, die Wahl der Reihenfolge der Aktionen, die Möglichkeiten eröffnet oder anderen verbaut, die Sonderaktionen, Freischalten weiterer Aktionsslots, usw.... Wie man sieht, gibt es extrem viele Stellschrauben, an denen der Stratege hier drehen kann.

Man könnte nun meinen, dass all diese Mechaniken das Spiel äußerst kompliziert machen, was aber nur zum Teil stimmt. Obwohl die Regeln natürlich nicht in 5 Minuten erklärt werden können, sind sie in sich logisch und gar nicht sooooo kompliziert - die Komplexität ergibt sich eher aus der Vielzahl an Möglichkeiten und Begrenzung der Anzahl and Aktionen. Diesen Spagat zwischen "überschaubarer Regelmenge" und "großer Komplexität" bekommen nicht viele Spiele so geschickt und gut gelöst, wie Mombasa, was das Spiel auszeichnet.

Abschließend noch ein paar Worte zum Preis und Spielmaterial. Der Preis von aktuell knapp über 35 Euro ist auf jeden Fall gerechtfertigt, denn die Menge an Spielmaterial und die Qualität (sowohl optisch als auch haptisch) lassen nur wenige Wünsche offen. Lediglich die teilweise recht kleinen Symbole (insbesondere auf den Büchern) sorgten das eine oder andere Mal für Verrenkungen, wenn man diese schlecht einsehen konnte. Außerdem hätten es noch ein paar Plastiktütchen mehr sein können...

Die Wiederspielbarkeit ist durch die Komplexität sowieso, aber auch durch zufällige Wahl der Leisten und Startplättchen sehr hoch. Am besten hat mir das Spiel mit 3 oder 4 Spielern gefallen, da die Einflussmöglichkeiten des Gegners auf der Afrika-Karte bei 2 Spielern eher gering waren.

Für mich ist "Mombasa" als "Expertenspiel" mit das Beste, was seit "Agricola" auf den Markt gekommen ist. Hier stimmt - wenn man diese Art Spiele mag - fast alles. Jammern wäre auf hohem Niveau. In meinen Augen definitiv der Favorit für das "Kennerspiel des Jahres 2016".

16. Februar 2016 - (Thorsten Pohl)

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