Rezension von Hanamikoji


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom Verlag KOSMOS bereitgestellt wurde.)

Rezension

Hanamikoji
In der Reihe Spiele für 2 Personen von Kosmos waren schon immer sehr gute Spiele zu finden, nicht wenige haben Maßstäbe gesetzt und einige sind zu echten Klassikern avanciert, die sich trotz ihres Alters noch heute lohnen: Caesar und Cleopatra, Rosenkönig, Lost Cities oder Halali, um nur einige zu nennen. Schon das reicht, damit man bei Kosmos-Neuheiten für zwei Personen genauer hinsieht.

Thema und Ziel des Spieles
Als frischgebackene Besitzer eines Restaurants in Kyoto wetteifern wir mit unserem Kontrahenten um die Gunst von sieben berühmten Geishas, die Garanten für viele Kunden sind. Denn Geishas sind in Japan Hüterinnen japanischer Kultur und Tradition und verstehen sich hervorragend auf gefragte Künste wie Musizieren, Gesang, Tanz, geistreiches Plaudern und der Teezeremonie. Mit unseren Geschenkkarten versuchen wir also sie uns gewogen zu stimmen, denn dann erwarten uns Ruhm und Reichtum beziehungsweise der Sieg.

Spielablauf
Hanamikoji ist zu Ende, wenn einer von uns am Ende einer Runde die Gunst von vier Geishas oder elf oder mehr Gunstpunkte von den Geishas erworben hat. Sollte dies auch nach der dritten Runde auf keinen von uns zutreffen, so gewinnt diejenige mit den meisten Gunstpunkten. In jeder Runde führen wir abwechselnd vier Aktionsplättchen aus, um unsere Geschenkkarten an die Geishas legen zu können. Die Reihenfolge der Aktionsplättchen bestimmen wir. Die Geschenkkarten passen jeweils immer nur an eine der Geishas. Je nach Anzahl der Gunstwerte einer Geishas sind Geschenkkarten für die Geisha vorhanden. So sind für die wertvollste Geisha mit fünf Gunstpunkten fünf Geschenkkarten vorhanden, für die Geisha mit nur zwei Gunstpunkten nur zwei. Wir starten mit sechs Geschenkkarten auf der Hand und nehmen uns vor jeder Aktion eine weitere. Die vier möglichen Aktionen sind folgende:

a) eine Geschenkkarte verdeckt unter das Aktionsplättchen legen und erst zur Rundenwertung aufdecken.
b) zwei Geschenkkarten verdeckt unter das Aktionsplättchen legen und damit in der Runde abschmeißen.
c) drei Geschenkkarten ablegen. Die Gegnerin wählte eine davon und setzt sie für sich selber ein, die beiden anderen dürfen wir selbst den jeweiligen Geishas als Geschenk machen.
d) vier Geschenkkarten ablegen und zu zwei Kartenpaaren aufteilen. Die Gegenspielerin wählt eines der Paare für sich selbst, das verbliebene Paar dürfen wir selbst einsetzen.

Nachdem beide Spieler ihre vier Aktionsplättchen ausgeführt haben, kommt es zur Wertung. Wer mehr Karten an einer Geisha zu liegen hat, gewinnt aktuell ihre Gunst, bei einem Gleichstand besitzt sie niemand. Sollte niemand nach der ersten Runde gewonnen haben, so wird anschließend eine zweiten und dritte Runde gespielt, bei denen die erworbenen Günste zu Beginn der neuen Runde aber gleich bleiben und sich nur bei der neuen Wertung wieder ändern können. Bei einem Gleichstand in späteren Runden bleibt die Gunst damit also dort, wo sie auch am Ende der vorherigen Runde war.

Gesamteindruck
Ich muss gestehen, dass mich das Thema des Spiels eher kalt lässt. Weder bin ich ein Fan des Japan-Themas, noch kann ich mich dafür begeistern, Geishas mit Geschenken zu bestechen, damit sie mir mein Restaurant mit Kunden und Touristen füllen. Wem das ähnlich geht, kann jetzt aber trotzdem weiterlesen, denn das Spiel hat bis auf die schön gestalteten Karten kaum mehr mit dem Thema zu tun. Hanamikoji besitzt nicht viele Regeln und ist schnell gelernt. Obwohl uns nur vier unterschiedliche Aktionsplättchen in jeder Runde zur Verfügung stehen, ist es mehr als kniffelig, welches von ihnen wir in welcher Reihenfolge einsetzen, um die Gunst der meisten Geishas zu erwerben. Und wir merken schnell: Wie man´s macht, macht man´s verkehrt! Nutzen wir zunächst diejenigen Aktionen, um Karten verdeckt abzulegen, so haben wir dann bei den Aktionskarten, auf die es ankommt, nicht mehr viel Auswahl. Machen wir es aber andersherum, so können wir gerade am Ende einer Partie nicht mehr viel Einfluss nehmen. Da heißt es gut Abwägen und genau Schauen, was wir selbst für Karten haben und wie unser Gegner wiederum seine Karten einsetzt. Leicht ist das nicht, weder für den einen noch den anderen. Bei dem Ausbaldowern der richtigen Reihenfolge und Kombination kann es leicht passieren, dass wir vergessen, zu Beginn unserer Aktion eine weitere Geschenkkarte auf die Hand zu ziehen, so sehr zieht es uns in seinen Bann.

Noch in den ersten beiden Spielen fand ich es wahnsinnig toll, mit welch einfachen Aktionen so viel Möglichkeiten geschaffen wurden. Doch ab Partie Nummer vier hat man mit Déjà vus zu kämpfen, die den Spielspaß beeinträchtigen: Gerade weil es nur vier verschiedenen Aktionsformen gibt, stehen wir in jeder Partie immer wieder vor ganz genau denselben Zwängen und Nöten. Große Abwechselung kommt da nicht auf. Auch wenn die Karten in anderen Partien natürlich anders verteilt sind und die Situationen jeweils anders sind, die Zwangsmechanismen bleiben stets dieselben. Nur die Kartensituationen ändern sich leicht. Zwar bleibt es knifflig, aber trotzdem zieht nach einigen Partien Langeweile ein, weil da einfach nichts Neues kommt: Mit der einen verdeckten Karte versuchen wir meist noch eine Geisha zu bezirzen, an der aktuell noch ein Patt herrscht und bei der wir aufgrund der Karten wissen, dass da auch nichts mehr von der anderen Seite kommen kann. Die zwei anderen Aktionen zum Kartenanlegen produzieren immer dieselbe Abwägung, welche Kartenzwänge wir der anderen Seite bieten und trotzdem von der Entscheidung noch profitieren. Diesen Mechanismus gibt es schon zur Genüge in anderen Spielen und bietet dementsprechend allein keine Existenzberechtigung.

Fazit
Hanamikoji besticht in den ersten Partien durch schönes Spieldesign und knifflige Abwägungen bei gleichzeitig einfachen und simplen Regeln. Nach wenigen Partien zeigt sich dann aber leider, dass die wenigen Aktionen immer wieder nur dieselben Nöte und Zwänge produzieren, vor denen wir in jeder Partie erneut stehen. Dadurch verliert es schnell seinen Reiz. Da greife ich lieber auf einen Klassiker von Kosmos zurück.

14. September 2018 - (Jan Drewitz)

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