Rezension von Top Race


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Pegasus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Brettspiele von Pegasus überzeugen in der Regel durch gelungenes Spielmaterial und auch Top Race kann durchaus überzeugen, was den Ersteindruck betrifft. Gleich zwei doppelseitig bedruckte Spielpläne finden sich in der Packung und machen einen Großteil des Gewichts der recht schweren Schachtel aus. Marker, Papiergeld und Spielkarten sind thematisch passend illustriert, aber nichts Besonderes. Die Tipp-Tafeln für eine der Spielvariationen sind etwas einfallslos grün gehalten. Die Miniatur-Rennwagen sehen zwar aus wie aus dem Überraschungs-Ei, passen aber gut zum Spiel. Das Spielmaterial kann mit Plastiktütchen ordentlich geordnet werden. Die 4 Rennstrecken sind sehr schön illustriert und zeigen einen Wüstenkurs, einen Stadtkurs und 2 "normale" Rennstrecken.

Die Anleitung teilt sich in 2 Abschnitte: Die Regeln des Grundspiels sowie diverse Regelvariationen. Die (wenigen) Regeln werden gut erläutert und immer durch passende Beispiele illustriert, so dass es hier nichts auszusetzen gibt. Die Anleitung macht einen aufgeräumten Eindruck und rundet damit den gelungenen Ersteindruck ab.

Thema & Ziel des Spiels
Das Cover von Top Race ist Programm: schnelle Rennboliden kämpfen um die begehrten Plätze auf dem Podium. Dröhnend drehen die Rennwagen auf 4 verschiedenen Rennstrecken ihre Runden. Wie auch im richtigen Rennzirkus, dreht sich auch bei Top Race ein Teil des Spiels um Geld - geschickt eingesetzt ist es das Ziel sein Barvermögen möglichst stark zu vermehren. Wer am Ende der festgelegten Anzahl an Rennen das meiste Geld besitzt, gewinnt das Spiel.

Spiel-Vorbereitungen
Die Spieler einigen sich auf die Anzahl der Rennen, die sie bestreiten möchten und wählen (zu Beginn jedes Rennens) eine der 4 Rennstrecken aus, deren Spielplan in die Tischmitte gelegt wird. Jeder Spieler erhält 200.00 Top Race-Euro (TRE) als Startkapital sowie verdeckt (je nach Spielerzahl) 8 bis 24 Tempokarten. Die Rennwagen und Rennwagenkarten kommen neben den Spielplan. Je nach Spielvariante erhalten die Spieler ggf. weitere Spielmaterial, z.B. Aktientafeln, Boxenstoppkarten, Tippmarker oder Rennmarker.

Spielablauf
Vor jedem Rennen werden zunächst die Rennwagen versteigert - dafür hat jeder Spieler sein (Start-)kapital zur Verfügung. Der Startspieler bietet nun mindestens 10.000 TRE. Im Uhrzeigersinn kann nun jeder Spieler 10.000 TRE oder ein Vielfaches von 10.000 TRE mehr bieten - dies gehr so lange, bis sich nur noch ein Spieler in der Versteigerung befindet. Diese Spieler zahlt den gebotenen Betrag und sucht sich einen beliebigen Rennwagen aus. Der Rennwagen kommt auf einen beliebigen Startplatz und der Spieler erhält die Rennwagenkarten. Nun werden (links vom Gewinner beginnend) die restlichen Rennwagen nach dem gleichen Prinzip versteigert. Dabei muss(!) am Ende jeder Spieler mindestens einen Wagen ersteigern. Wer vor der letzten Versteigerung noch keinen Wagen besitzt, erhält der letzten Wagen für 30.000 TRE.

Nun sind alle Wagen versteigert und das Rennen beginnt mit dem Spieler, der die erste Versteigerung gewonnen hat.

Das Spiel verläuft nun im Uhrzeigersinn. Ist ein Spieler an der Reihe, spielt er genau eine seiner Handkarten aus.
- Bei einer Tempokarte zieht der Spieler die abgebildeten Rennwagen in der Reihenfolge von oben nach unten um die angegebenen Felder nach vorne. Es müssen alle abgebildeten Rennwagen bewegt werden (es sei denn, diese sind blockiert und können nicht weiter vorwärts ziehen). Bei einem weißen Fahrzeug kann der Spieler ein Rennauto wählen (Joker) - es darf aber kein Rennwagen sein, der auf der gespielten Karte abgebildet ist.
- Bei einer Spurtkarte zieht der (von den beiden abgebildeten) zurückliegende Wagen so weit nach vorne, dass er gleichauf mit dem zweiten abgebildeten Wagen liegt (soweit dies nach den Zugregeln möglich ist).
- Bei einer Pannenkarte muss der (von den beiden abgebildeten) vorne liegende Wagen so lange Warten, bis der zweite abgebildete Wagen zumindest gleichauf ist.

In der Reihenfolge der Zieleinläufe, werden die Fahrzeuge auf die Rang-Plätze gestellt. Sobald alle Fahrzeuge im Ziel sind, erhalten die Spieler die abgebildeten Geldbeträge und es beginnt ein neues Rennen mit der Versteigerung der Fahrzeuge. Ein Rennen endet auch, wenn alle Tempokarten der Spieler ausgespielt wurden - dann werden die Fahrzeuge in der aktuellen Reihenfolge gewertet.

Nach einer festgesetzten Anzahl an Rennen gewinnt der Spieler, der das meiste Geld besitzt.

Die o.g. Regeln spiegeln nur das Grundspiel wider - in der Anleitung finden sich noch diverse Regelvariationen.

Fazit
Nach meinem eher enttäuschenden Test zum Pferde-Rennspiel "Change Horses" schwante mir böses. Anstatt Pferden dreht man bei Top Race mit Formel 1-Boliden seine Runden. Zum Glück macht Top Race aber fast alles besser, als der "tierische" Konkurrent, so dass (zum Glück) letztendlich ein sehr unterhaltsames Spiel herausgekommen ist.

Hauptkritikpunkt, den ich bei Change Horses hatte, war, dass sich der Spielinhalt auf das Ausspielen von Karten und stumpfen Ziehen von Pferden ohne wirkliche Abwechslung beschränkt. Dem Grundspiel von Top Race müsste man das gleiche attestieren ... fast. Allerdings bietet Top Race bereits 4 verschiedene Rennstrecken und bereits im Grundspiel ist die strategische Tiefe höher, als man anfangs zu meinen glaubt. Schon die Wahl, welche(n) Boliden man ersteigern soll ist schwieriger als gedacht. Natürlich bevorzugt das Fahrzeug, von dem man die meisten hohen Bewegungskarten besitzt. Bei weniger als 6 Spielern erhält aber mindestens ein Spieler mehr als nur ein Fahrzeug - schon hier muss man gut entscheiden, welchen Wagen man wählt. Wählt man die Farbe, die, wenn man sich die Sprintkarten ansieht, das Pendant ist, kann einen kein anderer Spieler durch diese Karte ausbremsen - hat man allerdings nicht die passenden Karten zum Fortbewegen, bleiben solche Zweitautos gerne zurück. Dieses Risiko kann man allerdings eingehen, falls man darauf spekuliert die passende Sprintkarte zu ziehen, dann können schnell beide Autos weit vorne sein. An diesen Ausführungen sieht man bereits: Top Race hat einfache Regeln, bedarf aber doch einiger Überlegungen, will man taktisch geschickt spielen.

Das Grundspiel von Top Race wird nach einem Spiel allerdings bereits etwas langweilig, weswegen man immer mit mindestens einer Sonderregel spielen sollte - diese sind nicht allzu kompliziert, werten das Spiel aber deutlich auf. Vor allem die Sonderregel mit den 3 Tipps, die jeder Spieler abgeben muss, hat uns gut gefallen - aber auch die "Aktien"-Version weiß zu überzeugen. Top Race ist allerdings kein Spiel, das man mal zwischendurch spielen sollte. Durch die Preisgelder bzw. Gewinne bei Wetten/Aktien bietet sich eine Serie von Rennen an. So muss man auch etwas auf sein Geld aufpassen und geschickt planen. Natürlich kann man eine solche Rennserie auch auf mehrere Abende aufteilen - man muss nach einem Rennen nur die Geldbeträge der einzelnen Spieler notieren. Das gleicht auch etwaiges Pech bei der Kartenverteilung aus.

Insgesamt kann man Top Race als FUN-Spiel bezeichnen, das ohne große Regeltiefe (aber durch Regelvariationen mit einiger Spieltiefe) für alle Spielrunden geeignet sein sollte. Der Preis von aktuell knapp über 30 Euro ist für das gebotene Spielmaterial (u. a. 2 doppelseitige Spielpläne) noch fair. Wer keine allzu große Abneigung gegen die Formel 1 hat, kann sich das Spiel bedenkenlos einmal ansehen.



22. März 2009 - (tp)

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