Rezension von Iquazú


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom Verlag HABA bereitgestellt wurde.)

Rezension

Iquazú
Das Spiel "Iquazú" von Michael Feldkötter ist (vorranging) ein Familienspiel und im HABA-Verlag erschienen. Der Name spielt natürlich auf die "Iquazú"-Wasserfälle an der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien an. Die leichte Abwandlung des Namens spielt vermutlich auf die eher "mystische" Hintergrundgeschichte rund um das Volk der "Inox" an, die hinter den Wassermassen ihre wertvollen Edelsteine verstecken wollen. Das Spiel ist ein einfaches (nicht negativ gemeint) Set-Collection-Spiel, bei dem der Spieler gewinnt, der seine Edelsteine am geschicktesten platzieren kann und somit die meisten Punkte erreicht.

Spielablauf
Zunächst muss der Spielplan zusammengebaut werden. Die Felsstreifen & das Punkteboard für die passende Spielerzahl werden hineingelegt. Die Bonus-Plättchen werden (teils verdeckt) darauf verteilt und alles wird mit dem Wasserfallrahmen mehrheitlich verdeckt. Edelsteine & Wassertropfen kommen in die vorgesehenen Boxen und jeder Spieler bekommt vom gemischten Stapel (je nach Spielerzahl) 4 bis 7 Karten auf die Hand.

Nun geht das Spiel reihum. Ist ein Spieler am Zug, führt er folgende 3 Phasen durch:
  • In der 1. Phase kann der Spieler entweder 4 Karten vom Nachziehstapel ziehen (Handkartenlimit sind 12 Karten am Ende eines Zuges) oder einen Edelstein auf einem leeren Feld des Spielplans platzieren. Um einen Edelstein auf einer Felsritze zu platzieren, müssen Kosten in Form von Handkarten bezahl werden. Dabei gibt die Farbe des Feldes die Farbe und die Nummer der sichtbaren Reihe (1 bis 5) die Anzahl der der abzugebenden Handkarten vor. Jede Karte kann dabei durch 2 andere gleichfarbige Karten ersetzt werden.
  • Phase 2 wird nur durchgeführt, wenn die Wassertropfenbox vor dem aktiven Spieler steht. Ist dies der Fall, legt er einen Wassertropfen auf die oberste freie Felsritze, der 1. offenen Spalte.
  • In Phase 3 wird lediglich die Edelsteinbox an den nächsten Spieler weitergegeben (als Marker für den aktiven Spieler).

Sobald immer in der ersten(!) sichtbaren Reihe (ganz links) alle Felsritzen entweder durch Edelsteine oder durch Wassertropfen belegt sind, erfolgt eine Zwischenwertung über diese Spalte. Die Punkteleiste gibt dabei die zu vergebenden Punkte an - dabei gilt die Mehrheit der Edelsteine in der Spalte. Bei Gleichstand erhält der Spieler die höhere Punktzahl, dessen Edelstein am weitesten unten liegt. Danach werden die 5 Reihen gewertet und die (ganz rechts) offenliegenden Bonus-Plättchen verteilt. Dabei gilt diesmal die Mehrheit der Edelsteine in der jeweiligen Reihe. Bei Gleichstand erhält der Spieler das Bonusplättchen, dessen Edelstein in der jeweiligen Reihe am weitesten rechts unten liegt. Nach der Wertung wird der Wasserrahmen um eine Spalte nach rechts verschoben und die nun sichtbaren Bonus-Plättchen aufgedeckt. Weiterhin wird die Wassertropfenbox an den nächsten Spieler entgegen dem Uhrzeigersinn weitergegeben.

Es gibt 4 Arten von Bonus-Plättchen, die die Spieler sammeln können: Bonus-Punkte, extra Handkarten ziehen, beliebige Farbe beim Ablegen von Karten zum Setzen von Edelsteinen sowie Doppelaktion von Phase 1.

Das Spiel endet, sobald die drittletzten Spalte gewertet wurde. Anschließend werden noch die letzten beiden Spalten gewertet, auch wenn sie nicht voll gefüllt sind. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

Fazit
Iquazú von HABA besticht auf den ersten Blick durch das tolle Spielmaterial. Glitzernde Edelsteine, Wassertropfen und insbesondere der 3D-Wasserfallrahmen erhöhen sofort das Interesse an diesem Spiel. Diese hohe Qualität des Spielmaterials (sowohl optisch, als auch haptisch) - man muss es einfach sagen - zeichnet die Spiele von HABA seit Jahren aus. Auch die Illustrationen von Stephanie Böhm sind gelungen.

Iquazú ist in der Reihe der Familienspiele erschienen, die HABA seit wenigen Jahren herausbringt und wirkt auf den ersten Blick wie ein recht "leichtgewichtiges" Set-Collection-Spiel, bei dem man Karten einer Farbe sammeln muss, um diese Abzugeben, um Edelsteine zu platzieren. Dieses einfache Spielprinzip richtet das Spiel definitiv auf Familien aus - bei Spiel-affinen Kindern ist die Altersangabe von "10 Jahren" allerdings etwas hoch angesetzt und Iquazú kann durchaus mit jüngeren Kindern gespielt werden. Doch auch Erwachsene können bei Iquazú auf ihre Kosten kommen, denn die Entscheidung, wo man seine Edelsteine platziert ist taktischer als man zunächst denkt. Plant man eher kurzfristig und konzentriert sich auf die vorderen Reihen (und bezahlt weniger Karten)? Oder plant man langfristig und setzt Edelsteine (auch) in die hinteren & teureren Reihen und sichert sich dadurch wertvolle Plätze und nutzt seine Edelsteine bei der Reihenwertung dadurch mehrfach. Hier muss man stets die Mitspieler im Auge behalten.

Natürlich ist durch das Nachziehen der Karten ein gewisser Glücksfaktor im Spiel, dieser kann meines Erachtens nach aber recht gut durch das geschickte Platzieren von Edelsteinen ausgeglichen werden, so dass (zumindest bei unseren Partien) das Glück nie eine ausschlaggebende Rolle gespielt hat.

Auch wenn sich die Partien natürlich ähnlich spielen, bietet die immer unterschiedliche Auslage der Fels-Reihen und Bonusplättchen einen guten Wiederspielwert.

Abschließendes Fazit: Iquazú richtet sich natürlich zunächst am Familien bzw. Gelegenheitsspieler, aber auch Vielspieler können an diesem Spiel Gefallen finden, da es dennoch gewisse taktische Feinheiten zulässt. Die leichte Zugänglichkeit kann ebenfalls punkten. Optik & Qualität sind von gewohnt hohem HABA-Standard. Für mich ist Iquazú eine schöne Bereicherung der Spiele-Sammlung und es würde mich nicht wundern, wenn es in diesem Jahr noch den einen oder anderen Spiele-Preis bzw. Nominierungen absahnen wird.

12. April 2018 - (Thorsten Pohl)

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