Rezension von Deutschland - Finden Sie Minden?


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von KOSMOS bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Ich muss gestehen, ich habe mich sehr auf die Rezension von "Deutschland - Finden Sie Minden" gefreut. Ich bin wahrlich kein Ass in deutscher Geografie, sah aber dieses Spiel als schönen Anreiz ein paar dieser Wissenslücken zu füllen. Das Spielmaterial ist durchgehen zweckmäßig und von guter Qualität. Die Wertungssteine aus Holz passen gut dazu, sind aber mittlerweile Spiele-Standard. Die Deutschlandkarte ist deutlich abgedruckt, die Ländergrenzen ebenfalls, so dass man hier exakt nachsehen kann. Sehr schön gefällt mir, das auf den Kartenrückseiten jeweils kurze Informationen zum jeweiligen Ort abgedruckt sind.

Die Regeln von "Deutschland" sind recht simple und eingängig, so dass die Anleitung eigentlich nicht viel falsch machen kann. Trotz der einfachen Regeln sind diese gut erklärt und vorbildlich illustriert. Einziger Punkt, der aufgefallen ist: Auf der Übersichtskarte fehlt die Angabe, wie viele richtige Tipps man für blaue Karten abgeben muss, um die Karte zu erhalten - diese Information steht lediglich in der Anleitung. Weiterhin sind in der Anleitung alle gesuchten Ort auf einer großen Deutschland-Karte eingezeichnet, so dass man auch noch genau nachsehen kann, wo sich ein Ort befindet. Für diese Art Wissensspiel ist das Spielmaterial von guter Qualität, die Anleitung würde ich als nahezu "sehr gut" einschätzen.

Thema & Ziel des Spiels
Das Thema ist leicht erklärt: Finden Sie Minden. Und das auf einer Deutschlandkarte, in der nur die Landesgrenzen und die größten Städte des Landes eingezeichnet sind. Zum Glück sind nicht alle Ort so schwer zu finden und jeder Spieler kann selbst einschätzen, wie viel "Wissen" er sich selbst zutraut.

Für richtige Tipps gibt es Punkte, doch wer nur einen Tipp falsch abgibt, geht leer aus. Gewonnen hat, wer am Ende die meisten Punkte hat.

Spiel-Vorbereitungen
Siehe hierzu auch unsere Schritt-Für-Schritt-Anleitung!

Die Deutschlandkarte kommt in die Tischmitte. Die Karten werden gemischt und mit der Ortsseite nach oben bereit gelegt. Jeder Spieler erhält eine Tipp-Karte, einen Tausch-Chip, 4 Tipp-Steine und einen Punktezählstein in seiner Farbe. Je nach Spielerzahl werden die Punktezähler auf die Felder gestellt, die mit der Spielerzahl beschriftet sind. Dabei wird nach dem Alter sortiert ... der älteste Spieler steht rechts, der jüngste links. Nun kann es losgehen.

Spielablauf
Siehe hierzu auch unsere Schritt-Für-Schritt-Anleitung!

Das Spiel wird in Runden gespielt. Jede Runde ist in 3 Phasen unterteilt:

Karten auslegen und auswählen
Es werden nun genau so viele Karten vom Stapel gezogen und ausgelegt, wie Spieler am Spiel teilnehmen. Beginnend mit dem am weitesten zurück liegenden Spieler wählen die Spieler (aufsteigend bis zum aktuell besten Spieler) genau eine der Karten aus und nehmen sie zu sich. Sind alle Karten verteilt können sich die Spieler in der gleichen Reihenfolge dazu entscheiden, die gewählte Karte gegen die oberste Karte des Nachziehstapels zu tauschen. Dies ist ein einziges Mal im Spiel möglich - weswegen der Spieler dann seinen roten Tausch-Chip abgibt.

Tipps abgeben
Jeder Spieler gibt nun auf seiner Tippkarte für seine gewählte Ortskarte Schätzungen ab, wo der Ort auf der Deutschlandkarte liegt. Lediglich die Entscheidung zwischen Ost und West muss jeder Spieler treffen. Die 3 anderen Entscheidungen
* Nord - Mitte - Süd
* Planquadrat (1 - 15)
* Unterquadrat (A - D)
kann jeder Spieler vornehmen, muss es aber nicht. Jeder Spieler setzt demnach mindestens einen seiner 4 Steine ein.

Auswertung
In der gleichen Reihenfolge wie beim Ziehen der Karten erfolgt die Auswertung, wenn alle Spieler ihre Tipps abgegeben haben. Der Spieler setzt den roten Ortsmarker auf die vermutete Position und dreht die Karte um. Auf der Rückseite der Karte ist die korrekte Lösung (teilweise gibt es 2 korrekte Lösungen) angegeben. Hat sich der Spieler auch nur bei einem Tipp geirrt, erhält er keine Punkte. Ansonsten erhält er für jeden abgegebenen Tipp einen Punkt (d.h. mindestens 1 Punkt, maximal 4 Punkte). Nun zieht der Spieler seinen Punktezähler um die entsprechende Anzahl an freien Feldern vor, d.h. Felder, auf denen andere Punktezähler stehen werden übersprungen und zählen nicht mit.
Hat der Spieler Punkte erhalten, kann es sein, dass er die Karte (für Bonuspunkte am Spielende) behalten kann. Dies hängt davon ab, ob er genügend Tipps abgegeben hat. Eine gelbe Karte erhält man nur bei 4 richtigen Tipps, orange und blaue Karten bei mindestens 3 richtigen Tipps und die grünen Karten schon bei 2 richtigen Tipps. Diese Karten behält der Spieler bei sich - ansonsten kommen sie auf einen Ablagestapel.

Haben alle Spieler ihre Tipps ausgewertet, wird überprüft, ob das Spiel beendet ist. Dies ist der Fall, wenn mindestens ein Spieler auf der Punkteleiste die orangefarbenen Felder erreicht hat. Nun werden noch die Bonuspunkte durch gesammelte Karten ausgewertet und zwar in der Reihenfolge Gelbe, Orange, Grüne und Blaue Karten. Der Spieler mit den jeweils meisten gesammelten Karten erhält 5 weitere Punkte - bei Gleichstand alle dieser Spieler 2 Punkte. Wer am Ende dieser Auswertung in Führung liegt, gewinnt das Spiel.

Fazit
"Deutschland - Finden Sie Minden" ist vermutlich eines dieser Spiele, die man entweder sehr gerne spielt oder überhaupt nichts damit anfangen kann. Vorneweg: Ich gehöre zur ersten Gruppe und finde das Spiel (nahezu) uneingeschränkt gelungen. Woran das liegt? An diversen Dingen:

Ich liebe Spiele, bei denen man sich herrlich blamieren kann. "Finden Sie Minden" ist so ein Spiel. Ich weiss, das meine Geografie-Kenntnisse was Deutschland betrifft nicht so sind, wie sie eigentlich sein sollten (ja, ich denke, als Deutscher sollte man sein Land einigermaßen kennen). Aber das macht nichts, denn auch andere tun sich hierbei schwer - Mut zur Lücke. Klar, jeder hat Braunschweig schon einmal gehört. Und das Norderney eine Nordseeinsel ist, sollte (hoffentlich) auch nicht zu schwer sein. Aber wo liegt denn nun Braunschweig genau, wenn man nur eine Karte mit den größten Städten und den Landesgrenzen vor sich liegen hat. Irgendwo östlich von Hannover ... aber wie weit? Und welche der Inseln ist denn nun Norderney genau? Und wem das zu einfach ist, der sucht dann Minden und Bad Kissingen?

Man kann sich bei diesem Spiel richtig schön verschätzen und dabei (ebenfalls hoffentlich) so einiges über Städte, Natur und Sehenswürdigkeiten in Deutschland lernen. Wobei das mit dem Lernen vermutlich auch so ein Ding ist - ähnlich wie bei Trivial Pursuit hat man die richtige Lösung beim nächsten Spiel vermutlich wieder vergessen.

Problematisch wird das Spiel, für Spielegruppen mit Experten was Deutschland betrifft. Mitspieler, die jede Stadt bis aufs Unterquadrat wissen, sollte nicht mitspielen dürfen (der Vorschlag ist nicht ganz ernst gemeint). Dann würden sich die Mitspieler wenigstens nicht ganz so unwissend vorkommen.

Was mir weiterhin an diesem Wissensspiel gefällt ist die Tatsache, das man selbst einschätzen kann, wie viel man den nun weiss oder zu wissen glaubt. Die 4 Abstufungen in der Genauigkeit lassen auch den einen oder anderen Zufallstreffer zu, wenn einem der Ort so gar nichts sagen will. Und wer sich zu sicher ist, und sogar das Unterquadrat angibt, kann schnell ohne Punkte darstehen. Gerade diese "Soll ich, oder soll ich nicht" - Frage, macht "Finden Sie Minden" noch interessanter, denn das Abwägen zwischen "Da bin ich sicher" und "Könnte sein, aber ich will die Extra-Punkte" will wohldurchdacht sein.

Die Spieldauer kann stark variieren und hängt sowohl vom Wissensstand der Spieler als auch von den gezogenen Karten ab. Schön ist auch, das der zurückliegende Spieler als erster seine Karte wählen kann und der führende Spieler dadurch meist die unangenehmen Karten bekommt. Länger als 50 Minuten hat bei uns (mit 4 Spielern) allerdings kein Spiel gedauert - und es blieb meist nicht bei einem Spiel, weswegen wir die Punkteleiste oft als "zu kurz" bezeichnet haben.

In der Einleitung habe ich geschrieben, dass es sicherlich Spieler geben wird, die mit dem Spiel nichts anfangen können. Dies wären dann die Spieler, die sich in Deutschland nicht auskennen wollen, oder denen Wissensspiele prinzipiell nicht zusagen. Aber allen kann man es nicht recht machen - zumindest in unseren Spielerunden gab es keinen Spieler, der nicht von diesem (eigentlich recht simplen) Spiel(-prinzip) angetan war. Das Trivial Pursuit-Motto "Ich weiß, dass ich nichts weiß" war selten so schön umgesetzt, wie bei "Deutschland". Ich hoffe, dass es in Zukunft weitere Kartensätze für dieses Spiel zu kaufen geben wird. Oder gar eine Europa-Version davon...



20. Dezember 2007 - (tp)

Rezensionsbilder